Ein Stammtisch ging stiften

Wie die Stiftung München entstanden ist

Von Franz Kotteder, Süddeutsche Zeitung

Soll noch einmal einer sagen, an bayerischen Stammtischen würde nur gescheit dahergeredet, herauskommen würde dabei aber niemals etwas Gescheites. Das Gegenteil ist der Fall. Zumindest im Falle jenes Stammtisches, den der Unternehmensberater und ehemalige Prior des Klosters Andechs, Anselm Bilgri, in der Wirtschaft des Münchner Bier-und Oktoberfestmuseums unterhält. Dort saß Bilgri eines Abends einmal mit dem Münchner Wirtschaftsreferenten Dieter Reiter (SPD) und dem Rechtsanwalt Ernst Tandler zusammen. Die Gespräche drehten sich darum, dass es in der Stadt zwar schon einiges an bürgerschaftlichem Engagement gebe, dass aber durchaus noch mehr davon zu wünschen wäre. So war die Idee geboren, eine Stiftung ins Leben zu rufen, die bürgerschaftliches Engagement in der Stadt fördern will.

Am Freitag dieser Woche war es dann soweit: In die Kanzlei von Ernst Tandler am Marienplatz kamen neben Bilgri und Reiter auch Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) sowie der Unternehmer Günther Karl, um die Satzung zu unterschreiben und damit die „Stiftung München“ offiziell zu gründen.

Hoeneß meinte, er habe spontan zugesagt, „weil ich immer noch ein großer Freund der Stadt bin, auch wenn ich nicht mehr hier wohne“. Die Initiative des Wirtschaftsreferenten Dieter Reiter, der ja auch SPD-Oberbürgermeisterkandidat ist, unterstütze er vorbehaltlos: „Ich stelle immer den Menschen in den Vordergrund. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mich bei der Landtagswahl für den Horst Seehofer äußere.“ Hoeneß kündigte auch an, „bei der finanziellen Ausstattung der Stiftung zu helfen“. Hoeneß ist ebenso wie Heubisch Mitglied im Stiftungsrat.

Für die finanzielle Grundausstattung der Stiftung sorgt im Wesentlichen der Bau- und Immobilienunternehmer Günther Karl, dessen Deggendorfer Unternehmen viel in München arbeitet, wie er sagt. Mit 50 000 Euro Grundkapital ist die Stiftung noch relativ knapp ausgestattet. „Aber mehr wäre bei den derzeit niedrigen Zinsen auch gar nicht so sinnvoll“, sagt Ernst Tandler, der zusammen mit Anselm Bilgri auch den Stiftungsvorstand bildet. Die Hauptaufgabe sieht man sowieso darin, Spenden und andere Drittmittel einzuwerben, um gemeinnützige Projekte anzustoßen und zu fördern.

Und da möchte man sich nicht schon zu Beginn allzu enge Grenzen setzen –deshalb trägt die neue Körperschaft ja auch den recht auslegungsfähigen Namen „Stiftung München“. Man will einzelne Bürger, aber auch Unternehmen dazu anregen, sich aktiv an gesellschaftlichen Aufgaben zu beteiligen. In der Präambel zur Stiftungssatzung heißt es, man wolle „insbesondere die Jugend zu Selbstvertrauen und Zukunftshoffnung ermutigen, Anerkennung des Andersseins und gegenseitige Achtung fördern“. Jugend- und Altenhilfe gehören ebenso zu den Stiftungszwecken wie die Unterstützung bedürftiger Personen und Präventionsangebote.

In einem ersten Schritt will die Stiftung München nun eine Kommunikationsplattform im Internet aufbauen, um Ideen und natürlich auch Spenden zu sammeln, wieReiter erklärte. „Unsere erste konkrete Aufgabe wird dann voraussichtlich ein Projekt zur Drogen- und Alkoholprävention an Schulen sein“, kündigte Dieter Reiter außerdem an. Die Stiftung soll auch ein Anreiz sein, für bürgerschaftliches Engagement zu spenden.

„Es ging uns darum, für diese Stiftung Menschen zu gewinnen, die in der Stadtgesellschaft viel unterwegs sind“, sagt Reiter, „und die natürlich nicht nur aus einer Partei kommen.“

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